Wissen: Stellenwert von Positionsbezeichnungen

Nicht nur die Globalisierung ist der Anlass, dass in Stellenanzeigen zunehmend englische Positionsbezeichnungen auftauchen. Berufsbilder können so international besser verglichen werden und Bewerber wissen (manchmal), was die Tätigkeit mit sich bringt und welche Kenntnisse für den Job vorausgesetzt werden.

Im wirklichen Leben sorgen Anglizismen aber oft genug eher für Verwirrung, weil die Bedeutung vieler Berufsbezeichnungen unklar ist: oder wissen Sie beispielsweise auf Anhieb, was ein First Level Supporter den ganzen Tag lang macht? Oder wofür der Junior Internal Auditor zuständig ist?

Funktion von Titeln

Ein Titel ist als Namenszusatz einer Person zu verstehen. Dieser kann beispielsweise als Zeichen der Verehrung zugesprochen worden sein. Bis zum Ersten Weltkrieg war dies häufig an Adelstiteln erkennbar.

Heutzutage spielen Titel in Deutschland eine geringere Rolle – im akademischen Bereich ist eher von akademischen Graden wie Diplom, Bachelor, Master oder Doktor die Rede. Einzig der Professor ist ein akademischer Titel.

Titel sollen einer Gruppe eine von außen erkennbare hierarchische Struktur geben. Dies gilt ebenso für Unternehmen. Somit haben Positionsbezeichnungen die Funktion, andere über die Position, berufliche oder akademische Qualifikation einer Person zu informieren. Im Laufe der Zeit sind jedoch immer neue Aufgabenfelder und damit auch neue Berufsbezeichnungen entstanden. Diese Vielzahl an modernen Positionsbezeichnungen ist zweierlei Umständen geschuldet, der Internationalisierung und der Spezialisierung. Die reine Masse an kreativen Positionsbezeichnungen führt allerdings zu immer mehr Unübersichtlichkeit.

Funktion von Positionsbezeichnungen

Das hängt auch mit der Verwendung von englischen Bezeichnungen zusammen. Das Englische hat im Gegensatz zum Deutschen den – je nach Betrachtungsweise – Vorteil, dass Begriffe oft vieldeutig einsetzbar sind. Jedoch handelt es sich bei Englisch für die wenigsten hierzulande um ihre Muttersprache. Missverständnisse sind also vorprogrammiert. Warum wird sich dennoch gerne mit englischen Jobtiteln geschmückt? Weil sie genau das sind: Schmuck. Gerade Nicht-Insider lassen sich schnell durch wichtig klingende Positionsbezeichnungen blenden.

Wer eine Positionsbezeichnung (und häufig das damit verbundene Aufgabenfeld und Gehalt) attraktiv findet, wird das Notwendige tun, diese Rolle zu erreichen. Imposante Berufsbezeichnungen sind somit auch ein Weg, Mitarbeiter zu motivieren. Menschen, die Wert auf Äußerlichkeiten und Status legen, reagieren stärker auf entsprechende Positionsbezeichnungen und suchen eher Kongresse oder anderweitige berufliche Zusammentreffen, um mit der Visitenkarte die eigene Wichtigkeit zu demonstrieren.

Die Motivation durch Jobtitel kann natürlich nur bis zu einem gewissen Grad funktionieren. Würde ein Unternehmen einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Mitarbeitern mit Geltungsdrang aufweisen, wird es schwierig. Das Problem ist aber nicht der Hang einiger zur Selbstdarstellung. Unternehmen honorieren mit einem neuen Jobtitel die berufliche Weiterentwicklung ihres Mitarbeiters und machen dies darüber nach außen sichtbar.

Auf eine Art ist jeder Spezialist auf seinem Gebiet, aber nicht jede Tätigkeit kann mit herausragenden Konditionen verbunden werden. Zumal der Trend seit Jahren gegenläufig ist: Unternehmen bauen Hierarchien ab. Wollte man jedoch alle mit tollen Jobtiteln, phantastischen Befugnissen und einem dicken Firmenwagen bedenken, käme man nicht nur finanziell schnell an seine Grenzen. Entweder würden zwecks minimaler Unterscheidung wieder mehr Hierarchien geschaffen oder es wären plötzlich alle auf ein- und derselben Hierarchiestufe.

Man muss es ganz ehrlich sagen: Oft verbirgt sich hinter den wohlklingenden Positionsbezeichnungen auch einfach nur eine banale Rolle, frei erfundene Wortschminke, um einen ansonsten öden Job wenigstens im Titel aufzupeppen.

Allerdings gibt eine seriöse Berufsbezeichnung eine solide Auskunft über Arbeitsfelder und -inhalte ihres Trägers und damit natürlich auch schon ein Stück weit über dessen Qualifikation, die für die Ausübung des Jobs notwendig ist.

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